Als Enkelkind schlesischer Flüchtlinge in Westdeutschland aufgewachsen, setze ich mich in meiner künstlerischen Arbeit mit kollektivem und persönlichem Trauma vor dem Hintergrund von geopolitischen und sozialen Verwerfungen auseinander. Dabei beschäftige ich mich nicht so sehr mit den historischen Fakten, sondern mit Ungewissheiten, wie z.B. den unbewiesenen Behauptungen oder verschwiegenen Erlebnissen der unzuverlässigen Erzähler. Also mit den Geschichten als Teil der Geschichte. Ich möchte die unterbewussten Narrative herausarbeiten, mit denen sich sowohl Individuen als auch Nationen, politische Systeme und wissenschaftliche oder religiöse Hierarchien die Welt zu erklären versuchen. Und wie diese scheinbaren Kausalitäten auch wieder wie Kartenhäuser in sich zusammenfallen können.
Ausgangspunkt meines Prozesses ist, unabhängig vom Endprodukt, in der Regel ein kurzer selbstgeschriebener Text, den ich „Skript“ oder „Drehbuch“ nenne. Er beschreibt in symbolhafter Sprache äußere Umstände, psychologische Zustände und daraus resultierendes Geschehen. Diese symbolische Geschichte setze ich dann mit meinen primären Werkzeugen Zeichnung und Klang um, also grafisch, musikalisch, lautmalerisch und installativ. Zu diesem Zweck habe ich eine Symbolsystematik entwickelt, deren Elemente sich passend zur Handlung und gemäß den räumlichen und medialen Erfordernissen rekombinieren und skalieren lassen. Farben und Materialien wähle ich gemäß den ihnen anhaftenden Assoziationen aus. Bilder und Klänge werden in Schichten überlagert. Das Ergebnis kann eine raumgreifende Installation sein, die Klang, Bild, Licht und Text kombiniert, oder auch einfach eine filigrane Zeichnung.
Durch meine Arbeit möchte ich eine über abstrakte kunstwissenschaftliche oder politische Diskussionen hinausgehende, persönliche Auseinandersetzung mit den thematisierten Geschichten erreichen, sowohl bei mir selbst als auch hoffentlich beim Betrachter.
Neben der Solo-Tätigkeit im Atelier beschäftige ich mich auch mit künstlerischer Selbstorganisation und kollaborativen Projekten im Grenzbereich zwischen künstlerischer und kuratorischer Arbeit, zwischen bildender Kunst und Musik sowie zwischen Pop- und Hochkultur.
AUSBILDUNG
2010-2012:
Master of Fine Arts (MFA) an der Tokyo University of the Arts bei Hirotoshi Sakaguchi
2009-2010:
Research Student an der Tokyo University of the Arts
1999-2006:
Diplom Freie Kunst an der HBK Braunschweig bei Bogomir Ecker, Shimabuku, Simon Fisher Turner, Lienhard von Monkiewitsch und Friedemann von Stockhausen
STIPENDIEN, FÖRDERUNGEN, RESIDENCIES
2024:
Autonomous Activity Program 2024 Winter, YUI-PORT, Niigata, Japan
2023:
Studio Kura, Itoshima, Japan
Seit 2017:
Berliner Atelierförderung
2008-2012:
Stipendium des Japanischen Kultusministeriums MEXT (Monbukagakusho)
2008-2010:
Jahresstipendium des DAAD
2008:
Atelierstipendium der Albert Koechlin Stiftung (AKS), Willisau, Schweiz
2006:
Residenzstipendium am Aomori Contemporary Art Centre (ACAC), Aomori, Japan
2004-2005:
ERASMUS, Eugeniusz Geppert Akademie für Kunst und Design, Wroclaw, Polen
SHOWS
2023:
ミセモノ屋台 (Misemono-Yatai), Operation Table, Kitakyushu, Japan
Endlich ein bisschen Animation (Screening von VIDEO PARTY, Kyoto), Medienwerkstatt Berlin
2021:
KUNST_ORTE_2021 – Stadt findet Kunst, Initiative DRAUSSENSTADT, Berlin
2019:
Kunstspäti, Montagehalle, Berlin
26 Relaxercises, stay hungry, Kleinwalsertal, Österreich
Techne (Screening), Altes Rathaus, Porto Alegre, Brasilien und VBK, Berlin
2018:
In Between (Screening), Kunstverein Tiergarten, Berlin
Rückgabe (Screening), Medienwerkstatt Berlin im Kino Central, Berlin
2016:
Hässliche Kopien, Kommunale Galerie Berlin
Cachet de la poste faisant foi, Hippocrène Foundation, Villa Mallet-Stevens, Paris
2015:
3 Tage Kunst, Kommunale Galerie Berlin
2013:
Transmissions, AIRPLANE Gallery, New York, und 3331 Arts Chiyoda, Tokio
2012:
Transit, Operation Table (QMAC), Kitakyushu, Japan
Graduation Works Exhibition, Tokyo University of the Arts
Chiyofuku Summer Festival, Art Space Chiyofuku, Kurume, Japan
2011:
The Color of Future (Performance), Turner Gallery, Tokio
Esprit, GTS Project, Sumida Riverside Hall Gallery, Tokio
Yuna Ogino Phenomena (Performance), Koshinkan, Mizuho-machi, Japan
2010:
Transformation, Tokyo University of the Arts
Ecru, White, Eggshell, Stone (Performance), SILS@WOLFART, Rotterdam
Die Kurve (Performance), DAAD / Deutsches Kulturzentrum Tokio
Research Student Exhibition, Tokyo University of the Arts
2009:
Yotaro Niwa Aru toki mado no sumi he [...] (Intervention), Art Center Ongoing, Tokio
Echigo-Tsumari Art Triennale: Kokusetsu Dynamo Art Project, Senda, Japan
2008:
Plastic Supreme, Happenstudio, Berlin und Walhalla, Wiesbaden
Grosse Oper in Kisten, Stadtmühle Willisau, Schweiz
2007:
Work Fiction, Kunstverein Wolfsburg
NordWestKunst 07, Kunsthalle Wilhelmshaven
2006:
Suspended, Aomori Contemporary Art Centre (ACAC), Aomori, Japan
Freiraum, Kunsthaus Rhenania, Köln
2005:
Diplomausstellung, HBK Braunschweig
Stany / Conditions, Sfinks, Sopot, Polen
MITGLIEDSCHAFTEN
Happenstudio – Künstlerkollektiv
BBK Berlin
VG Bild-Kunst